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Vernetzung von Schule und Quartier: Ein Emmer Schulhaus macht's vor

In Kriens sollen sich Schulen und Tagesstrukturen öffnen und mit anderen Organisationen im Quartier enger zusammenarbeiten. Wie es funktionieren kann, zeigt das Beispiel des Emmer Schulhauses Meierhöfli.

Die Stadt Kriens will das Projekt «Bildungslandschaften» aufbauen. Dieses sieht vor, dass Schulen, Tagesstrukturen und Institutionen im Quartier zusammenarbeiten, woraus neue Lernangebote entstehen sollen. Damit das gelingt, müssen Mitarbeitende der Schulen und Horte Vernetzungsarbeit leisten.

Wie eine Bildungslandschaft aufgebaut werden kann, zeigt das Beispiel des Emmer Schulhauses Meierhöfli. Dort wurde ab 2014 ein entsprechendes Projekt gestartet. Schulleiter Roman Brügger sagt:  «Die Idee dahinter ist, einem eher anonymen Quartier einen dörflichen Charakter zu verleihen, wo man sich gegenseitig kennt und gemeinsam für das Aufwachsen der Kinder Verantwortung übernimmt.»

Durch Vernetzung und Zusammenarbeit würden Zusatzangebote «passgenau» auf die Bedürfnisse der Kinder abgestimmt. Es würden Übergänge wie der Kindergarteneintritt vorbereitet mit Deutschkursen für Kinder und Eltern und durch die Zusammenarbeit der Volksschule mit Quartierspielgruppen. Übergabegespräche sowie gemeinsame Anlässe wie Waldausflüge und Räbeliechtliumzug seien Beispiele dafür. Bildungslandschaften würden die Schulen und die Leistungen der Kinder verbessern. Die Strategie der Emmer Volksschule sieht vor, dass künftig bei allen Schulhäusern Bildungslandschaften entstehen.

Spielplatzcafé, Kinderchor, Sprachförderung
Die Projekte in Kriens und im Meierhöfli sind nicht eins zu eins vergleichbar. In Kriens geht es vorerst vor allem um eine vielseitige Gestaltung der Tagesstrukturen. Die Umsetzung soll kostenneutral erfolgen. Beim Meierhöfli wurde die Bildungslandschaft im Rahmen des kantonalen Projekts «sozialraumorientierte Schulen» lanciert. Das Schulhaus, das einen hohen Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund aufweist, nahm daran teil. Das Projekt sah eine jährliche Unterstützung von rund 50'000 Franken vor, um den Aufwand für Vernetzungsarbeit, Koordination oder zusätzliche Angebote wie Sprachförderung, das Leiten eines Kinderchors oder einer Lesestunde abzugelten.

Die Vernetzung ging damals von der Schule aus. Alle Bildungsakteure im Quartier seien eingeladen und über die Vision einer vernetzten Bildungslandschaft Meierhöfli informiert worden. Es wurden Anlässe organisiert und die neuen Förderangebote geschaffen. Zusätzliche Netzwerke wie die Elternmitwirkung und das «Netzwerk Frühbereich» zwischen Spielgruppe und Kindergarten seien entstanden. Weiter gibt es eine Elterngruppe, die etwa ein Spielplatzcafé organisiert. Die Angebote sind freiwillig, finden ausserhalb des Unterrichts statt, können teils aber auch im Rahmen der Tagesstrukturen besucht werden.

Mitte 2020 lief das kantonale Projekt aus, die zuständige Projektgruppe wurde aufgelöst. Dieser Wechsel sei eine grosse Herausforderung gewesen, so Brügger. Dank Beiträgen der Gemeinde und wiederum des Kantons aus einem Topf für Schulen mit besonderem Profil stehen nun noch etwa 25'000 Franken zur Verfügung. Statt einer Projektgruppe gibt es nun an der Schule verschiedene Arbeitsgruppen beispielsweise zu den Themen Sprachförderung, Elternarbeit oder Gesundheitsförderung, die die Bildungslandschaft betreuen.

 

Die Bildungslandschaft biete nicht nur einen Mehrwert durch die zusätzlichen Anlässe oder Förderangebote und Kontakte im Quartier, sondern auch im Bildungsalltag. «Wir haben zum Beispiel ein übergreifendes Konzept für das Vorgehen bei Unterrichtsstörungen, sei es im Kindergarten, in der Schule oder den Tagesstrukturen», sagt Brügger. Das sei für die Mitarbeitenden entlastend, da sie mit einem Problem nicht alleine dastehen. Und die Kinder haben Klarheit darüber, wie es läuft.

«Wenn man sich kennt, geht vieles einfacher»

Was braucht es, um diese Zusammenarbeit weiterzuführen? «Wenn man sich kennt, geht vieles einfacher», sagt Brügger. Zusätzlich seien Ressourcen und eine professionelle Koordination nötig. Zentral sei, bei Personalwechseln die Neuen gut einzuführen. «Da ist es wichtig, dass Kontakte und Entwicklungen nicht versanden.» Bereits bei der Bewerbung werde die Bildungslandschaft thematisiert und nach der Anstellung die neuen Mitarbeitenden in eine Arbeitsgruppe integriert.

Wäre die Weiterführung der Bildungslandschaft auch ohne finanzielle Beiträge möglich? «Nein», so Brügger.

«Die zur Verfügung gestellten Ressourcen waren für die Projektinitiative und Umsetzung notwendig.»

So sei auch das «halbe» Budget für die Weiterführung und Weiterentwicklung der Bildungslandschaft Meierhöfli wichtig. «Ohne zusätzliche Ressourcen würden wir wohl die vielen Errungenschaften fahrlässig in den Sand setzen.»

Dieser Text erschien am 30.08.2021 in der NLZ, Stefan Dähler

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